Old and New - letzte Exemplare

Vor ein paar Jahren begann ich, mit meinem Freund Skip Healy, einem Topflötisten aus den USA, konkrete Pläne für Auftritte als Duo zu schmieden. Als dann die ersten Auftritte näherrückten realisierte ich, dass die neuste CD, die ich Interessierten Zuhöhrern anbieten könnte zu jenem Zeitpunkt 11 Jahre alt war und ich viele Lieder singe, die ich so noch nie aufgenommen habe.

Deshalb beschloss ich, dass es an der Zeit war, ein neues Album aufzunehmen.

Diese CD enthält eine Mischung aus bekannten, Irischen und Schottischen Traditionals (natürlich Sämi Style), einige weniger bekannte Nummern und 5 Eigenkompositionen.

Was mich ganz besonders freut, ist dass ich auf dieser CD auch ENDLICH ein paar Aufnahmen veröffentlichen kann, die zwar nicht mehr ganz neu sind, aber bislang noch nie das Tageslicht gesehen haben. Diese sind die Perlen aus Studioprojekten, die aus verschiedenen Gründen nicht zu Ende geführt wurden und nun für dieses Album komplett überarbeitet, neu gemischt und geputzt fertiggestellt werden.

Zum einen ist dies der Chantey "One More Day". Diese Aufnahme stammt aus der allerletzten Studiosession der Shipwrecked Chanteymen und war, rückblickend, wohl die beste Performance, die wir damals in jener Session hingelegt haben. Als diese Aufnahme im Archiv von Roman Huber, dem Tontechniker meines Vertrauens, der damals eben schon diese Shipwrecked Aufnahmen machte, zum Vorschein kamen, war ich überrascht, wie sauber und frisch sie klingt! Es ist eine herrliche, frische und knackige Accapella Chanteyaufnahme. Ich bin den Shipwrecked Chanteymen sehr dankbar, dass Sie alle ihr Einverständnis gaben, dass ich die Aufnahme nun auf dieser CD veröffentlichen darf!

Zum andern ist dann noch "Execution. Eine, zugegebenermassen, etwas morbide Nummer. Ich hatte, als ich den Song geschrieben habe, zur Inspiration ein Buch von William Makepeace Thackeray mit dem Titel "Sketches and Travels etc." von 1903 gelesen. Darin fand ich unter "Travels in London" die Erzählung "going to see a man hanged". Darin beschreibt Thackery seine Beobachtungen an einer öffentlichen Hinrichtung. Was mich, und wohl damals auch schon Thackery, besonders beeindruckte, war nicht etwa die Hinrichtung an sich, sondern, dass die ganze Veranstaltung eher den Charakter einer Zirkusvorstellung hatte als den des Endes eines menschlichen Lebens.

Ich schrieb also diesen Song mit zwei sich abwechselnden Parts: Der Erzähler, der die Ereignisse als neutraler Beobachter schildert und der Verurteilte, der seine ganz eigene Wahrnehmung schildert. Für diesen Part fragte ich Alan Reid von der Battlefield Band, ob er bereit wäre, diesen Song, wenn er das nächste mal in Basel wäre, mit mir aufzunehmen. Er sagte ja und als die Band also hier war, brachte er gleich noch den Fiddler Alasdair White und den Piper und Whistler Mike Katz mit. So entstand eine ganz besondere Aufnahme auf deren Veröffentlichung ich mich speziell freue.

Ein weiterer Song ist "On Raglan Road", auch bekannt unter dem alten Titel der Melodie "The dawning of the Day". Der Text zu dieser Nummer stammt vom Irischen Dichter Patrick Kavanagh. Ich singe diesen Song nun seit Jahren und es war an der Zeit, einmal eine anständige Aufnahme davon zu machen. Inklusive Flöte von Skip Healy.

The Gals of Dublin Town ist ein Sea Chantey, den ich von einer Sammlung des Chantey-Papstes Stan Hugull gelernt habe. Die Melodien von Strophe und Refrain sind schon anderweitig bekannt aber anscheinend ist diese Version ziemlich unbekannt. Nun habe ich, hoffentlich, einen Beitrag zu einer grösseren Verbreitung dieses Songs geleistet.

Die Nummer "Whiskey in the Jar" kennen wohl alle. Aber sie ist halt schön und macht Spass. Also habe ich sie hier mit draufgepackt.

Als Schweizer Landratte verspürte ich das Bedürfnis einen Song zu schreiben, der erklärt, dass man auch ein Seemann sein kann ohne zur See gefahren zu sein. Deshalb kommen in meiner Eigenkomposition "Seabreeze" alle Arten von Seemännern vor.

Die schöne Nummer "the Black Velvet Band" ist auch ein altbekannter Wert. Für meine Version habe ich etwas Tempo rausgenommen und dafür im Refrain einen etwas unorthodoxen Akkord reingeschmuggelt.

Robert Burns lebte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und gilt bis heute als unangefochtener schottischer Nationaldichter. Ihm verdanken wir einige der beliebtesten schottischen Lieder. Eines davon ist "a Red, Red, Rose". Diese wunderschöne Liebesballade ist in verschiedenen Versionen bekannt. Ich habe mich für diese entschieden und sie versehentlich noch etwas verändert.

Fischerei ist ein schönes Thema für Lieder, die mit der Seefahrt zu tun haben. In unserer Zeit ist Fischerei allerdings auch ziemlich problematisch geworden. Ich habe deshalb versucht, ein schönes Lied zu schreiben, das sowohl die Romantik als auch die Problematik der Fischerei erfasst. Angeblich sei es mir mit "In from Sea" ganz gut gelungen.

Immer wieder im Leben heisst es, Du kannst nicht beides haben. Und dann fragte ich mich: "Why can't I have both?" Und schrieb ein Lied über die kleinen Dilemmen des Lebens.

An Ostern 1916 versuchten Irische Widerstandstruppen in Dublin die Unabhängigkeit von England zu erkämpfen. Der Aufstand wurde niedergerungen aber die Gefallenen gingen als Helden in die Irische Geschichte ein und viele Gedichte und Lieder wurden über sie geschrieben. Eins davon ist "The Foggy Dew". Die älteste schriftlich festgehaltene Version der Melodie stammt von 1886. Damals war es noch eine Liebesballade mit dem Titel "The Moorlough Shore". Nach dem Osteraufstand verfasste der Priester Canon Charles O' Neill einen neuen Text und erschuf so diese eindrückliche Ballade.

Der Song "Irish Heartbeat" ist sozusagen eine Coverversion einer Coverversion. Ich habe diesen Song zuerst von der Schottischen Standup Comedy Legende Billy Connolly gehört. Geschrieben hat ihn aber Van Morrison.

Als die CD schon fast fertig war sagte ich einmal zu Skip Healy, "Weisst Du, ich will wieder mehr Songs schreiben. Aber als Schweizer finde ich es sehr schwierig Texte zu schreiben, die zu diesem Irisch/Schottischen Stil passen und dabei trotzdem autentisch zu sein." Und Skip sagte zu mir: "Dann schreib doch ein Lied über dieses Problem." Und so war die Idee zu "not a Seasong" geboren.